Am 21.11.2018 unternahm der Profilkurs WiSo des 9. Jahrganges eine Exkursion zum Therapiezentrum für forensische Psychiatrie Marsberg, um dort an einer Präventionsveranstaltung zu den Themen „Gesundheit, Freiheit und eigener Suchtmittelkonsum“ teilzunehmen.
Die Präventionsveranstaltung stellt einen Baustein des Profils „Verantwortung“ des Schulprogrammes der Sekundarschule Fürstenberg dar, welche in Kooperation mit dem Therapiezentrum Marsberg konzipiert und nun erstmalig im Rahmen der Unterrichtseinheit „Straftaten und Strafverfolgung in Deutschland“ durchgeführt wurde.
Die Schwerpunkte der Präventionsveranstaltung waren:
- das Aufzeigen von Behandlungsmöglichkeiten suchtkranker Delinquenten
- die Erläuterung der rechtlichen Rahmenbedingungen des Maßregelvollzuges
- die Förderung der Auseinandersetzung mit den Themen „Gesundheit, Freiheit und eigener Suchtmittelkonsum“
- die Beleuchtung der finanziellen Rahmenbedingungen und der Vergleich von Maßregelvollzug mit JVA
- die Diskussion um die Kosten und den Nutzen einer Langzeittherapie
Gespannt und mit vielen Fragen im Kopf machte sich am Morgen die 25-köpfige Gruppe gemeinsam mit Frau Bäsner durch eine bereits winterliche Landschaft auf den Weg nach Marsberg. Dort angekommen stellte die Gruppe schnell fest, dass sich das Betreten der Einrichtung durch die strengen Sicherheitsbestimmungen ungewohnt in die Länge zog. Zunächst mussten alle Smartphones an der Pforte abgegeben und in einem Schließfach sicher verstaut werden. Anschließend konnten alle Schülerinnen und Schüler, aufgeteilt in zwei Gruppen, durch eine Schleuse in den Sicherheitsbereich eintreten.
In einem Konferenzraum wurde die Gruppe herzlich von den beiden Mitarbeitern Frau Wünscher und Herrn Hoffmann begrüßt und nach kurzen einleitenden Worten kamen zwei Patienten hinzu. Diese stellten sich den Schülerinnen und Schülern vor und berichteten von ihren Suchterfahrungen, Delikten und den jeweiligen Strafmaßen. Beide Patienten befinden sich bereits in der Lockerung des Maßregelvollzuges, welcher u.a. vom Therapiefortschritt abhängt, und werden auf ihr Leben in Freiheit vorbereitet.
Zu Beginn erhielt die Gruppe umfangreiche Informationen über die Klinik als Zentrum für forensische Psychiatrie, in der suchtkranke männliche Straftäter, die gemäß §64 StGB zu einer Entwöhnungsbehandlung verurteilt wurden, im Maßregelvollzug unter gesicherten Bedingungen eine Therapie erhalten.
Neben den Details zum Maßregelvollzug, wie z.B. dem Tagesablauf der Patienten, den Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten und den Therapieformen, erfuhren die Schülerinnen und Schüler auch Wissenswertes zur Klinik als Arbeitgeber. Dies umfasste z.B. Informationen über die dort beschäftigten Berufsgruppen und die Betriebskosten der Klinik.
Sehr interessant dabei war, dass die Patienten die Power-Point-Präsentation mit Informationen aus ihrer Perspektive ergänzten.
Anschließend wurde die Gruppe geteilt. Ein Teil der Schülerinnen und Schüler blieb mit den beiden Patienten und Herrn Hoffmann im Konferenzraum und erhielt die Gelegenheit zu einem Interview mit den jungen Männern. Diese standen Rede und Antwort und erläuterten offen, wie sie erstmalig in Kontakt mit Drogen gerieten und wie sie aufgrund ihrer Sucht (und der Notwendig Geld für den Konsum zu beschaffen), in die Kriminalität abrutschten.
Der andere Teil der Schülerinnen und Schüler wurde von Frau Wünscher über das Außengelände und in einem Wohngruppenbereich von einem weiteren Patienten durch die Räumlichkeiten (Therapiezimmer, Küche, Schlafzimmer, Bad) geführt. Auch dieser Patient war sehr aufgeschlossen und beantwortete bereitwillig alle Fragen unserer interessierten Jugendlichen.
Nach ca. 30 Minuten wurden die Gruppen getauscht, sodass alle Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit bekamen, sich einen Überblick über Gelände und Räumlichkeiten zu verschaffen und sich mit den Patienten zu unterhalten.
Zum Abschluss kamen alle Teilnehmer noch einmal zu einem gemeinsamen Austausch zusammen. Unsere Jugendlichen nutzten die Gelegenheit, um weitere Fragen zu stellen und reflektierten den bisherigen Verlauf der Präventionsveranstaltung. Die Patienten und Herr Hoffmann bestärkten unsere Schülerinnen und Schüler darin, Suchtverhalten anderer (z.B. Freunde, Familie) nicht zu verharmlosen und sich selbstkritisch mit dem eigenen Suchmittelkonsum (z.B. Zigaretten, Alkohol) auseinanderzusetzen. Darüber hinaus gaben sie Tipps, wie und wo es Beratungsmöglichkeiten gibt und versorgten die Gruppe mit Informationsbroschüren.
Anschließend verabschiedeten sich die nachhaltig beeindruckten Schülerinnen und Schüler von Herrn Hoffmann und den beiden Patienten. Durch die Schleuse konnte das Gebäude wieder verlassen werden und der Heimweg nach Fürstenberg wurde pünktlich angetreten.
Der WiSo-Kurs des 9. Jahrganges bedankt sich für die hervorragende Vorbereitung der Präventionsmaßnahme durch Frau Wünscher, Herrn Hoffmann und Herrn Frigger. In bester Erinnerung bleiben die reibungslose Durchführung vor Ort, der hohe Informationsgehalt und der einmalige Erfahrungswert – unterstützt durch die Bereitschaft junger Patienten, die mit ihrer Offenheit unsere Schülerinnen und Schüler nachhaltig beeindruckt haben. Wir wünschen den beiden eine erfolgreiche Therapie und einen guten Start in die Freiheit.