Elisabeth Schiemann
Sie lebte seit 1887 in Berlin. In der Familie herrschte ein tolerantes Klima gegenüber deutschen Juden. Elisabeth gehörte zu der ersten Generation der Frauen in Deutschland, die studieren konnten und denen – wenn auch zunächst noch in engen Grenzen – eine eigenständige berufliche Tätigkeit als Akademikerin offenstand.
Von 1914 bis 1931 war sie Assistentin bzw. Oberassistentin an dem von Erwin Baur geleiteten Institut für Vererbungsforschung an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Als Privatdozentin hielt sie an der Landwirtschaftlichen Hochschule Vorlesungen über Samenkunde und Fortpflanzungsbiologie. Ihr eigentliches Forschungsgebiet wurde jedoch die Geschichte der Kulturpflanzen.
1932 erschien ihr Buch Entstehung der Kulturpflanzen. Es brachte ihr internationale Anerkennung und wurde zu einem Standardwerk der Kulturpflanzenforschung. Da sie sich offen gegen die sogenannte Rassenpolitik des Nationalismus und dessen pseudowissenschaftlichen Vulgär-Darwinismus, gegen die Judenverfolgung und Abschaffung des Mehrparteiensystems aussprach, geriet sie in Konflikt mit dem Regime. Tatkräftig und entschieden setzte sich Elisabeth Schiemann für Verfolgte des NS-Regimes ein. Mit der Physikerin Lise Meitner war sie bis zu deren Flucht im Juli 1938 eng befreundet. Später zerbrach die Freundschaft aufgrund unterschiedlicher Ansichten.
Sie ging an ein Institut nach Wien. 1946 erhielt sie eine Professur an der wiedereröffneten Berliner Universität. Auf Grund des Kalten Krieges musste sie 1949 die Professur aufgeben.
Bei ihren Forschungsarbeiten zur Geschichte der Kulturpflanzen hat Elisabeth Schiemann systematisch-pflanzengeographische und experimentelle Methoden miteinander verbunden. Grundlegend wurde ihr 1948 erschienenes Werk Weizen, Roggen, Gerste. Systematik, Geschichte und Verwendung. In zahlreichen Beiträgen hat Elisabeth Schiemann auch die wissenschaftlichen Leistungen von Pflanzenzüchtern gewürdigt.
Daten zu Elisabeth Schiemann
geboren | 15. August 1881 in Fellin, Gouvernement Livland, Russisches Kaiserreich |
Tätigkeiten | Genetikerin, Kulturpflanzenforscherin, Widerstandskämpferin; ihr offizielles Autorenkürzel in der botanischen Fachliteratur lautet E.Schiem |
Wirkungsstätten | Berlin, Wien |
Auszeichnungen | mehrfache Auszeichnung für ihr wissenschaftliches Lebenswerk und Ehrungen als erste Frau in diesen Fakultäten
1953 Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft 1954 Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. 1954 Ehrenmitglied der Botanischen Gesellschaft Frankreichs 1959 Auszeichnung mit der Darwin-Plakette der Leopoldina 1962 Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Berlin 2003 Elisabeth-Schiemann-Straße in Berlin-Falkenberg seit 2010 wird ein Schiemann-Wettbewerb an der Freien Uni Berlin veranstaltet. 2014 ehrte sie die Gedenkstätte Yad Vashem mit dem Titel „Gerechte unter den Völkern“, 2018 wurde ihr Grab von der Stadt Berlin als – Ehrengrab – gewidmet |
gestorben | 3. Januar 1972 in Berlin, Deutschland |